Rechtsprechung
Hanseatisches OLG, Beschluss vom 28.08.2007 - 3 W 151/07
Dekonnektierungspflicht nach gerichtlichem Domain-Benutzungsverbot? - Ist das "Benutzen" einer Domain insoweit verboten worden, dass unter der betreffenden Domain keine Inhalte mehr vorgehalten werden dürfen, betrifft dieses Verbot nicht das bloße Konnektierthalten der Domain.
BGB § 12
Leitsätze:*1. Das Verbot eine Bezeichnung - in welcher Schreibweise auch immer - als Internet-Domain zu
benutzen und/oder benutzen zu lassen, ist dahingehend zu definieren, dass unter der Domain keine
Inhalte geschaltet sein dürfen. Hierbei stellt ein "Baustellen-Hinweis - Hier entsteht eine neue
Internetpräsenz" keinen Inhalt in diesem Sinn dar. Vielmehr steht ein solcher Hinweis einer inhaltslosen Seite gleich.
Die betreffende Internet-Adresse ist dann funktionslos und wird daher auch - in wörtlicher Bedeutung des Begriffs - nicht
"benutzt".
2. Ist das "Benutzen" einer Domain in diesem Sinne verboten worden, betrifft dies nicht das bloße
Konnektierthalten der Domain. Dies gilt erst recht dann, wenn das Gericht die Wiederholungsgefahr für einen
geltend gemachten Unterlassungsanspruch daraus hergeleitet hat, dass unter der Domain bestimmte Inhalte geschaltet worden sind. Ein Verstoß gegen das (Benutzungs-) Verbot liegt dann nicht vor.
Bearbeiter: Thomas Gramespacher
Online seit: 04.10.2007
Kurz-Link zum Artikel: http://miur.de/1387
*Redaktionell. Amtliche Leit- und Orientierungssätze werden in einer "Anm. der Redaktion" benannt.
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