Rechtsprechung
EuGH, Urteil vom 7.12.2006 - Az. C-306/05
Zum Begriff der öffentlichen Wiedergabe urheberrechtlich geschützter Werke im Sinne von Artikel 3 Abs. 1 Richtlinie 2001/29/EG im Fall der Wiedergabe über in Hotelzimmern aufgestellte Fernsehgeräte.
Richtlinie 2001/29/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 22. Mai 2001 zur Harmonisierung bestimmter Aspekte des Urheberrechts und der verwandten Schutzrechte in der Informationsgesellschaft Art. 3 Abs. 1
Leitsätze:*1. Aus der 23. Begründungserwägung der Richtlinie 2001/29 geht hervor, dass der Begriff "öffentliche Wiedergabe" weit zu
verstehen ist. Eine solche Auslegung ist im Übrigen unerlässlich, um das Hauptziel der Richtlinie zu erreichen, das gemäß
der neunten und der zehnten Begründungserwägung darin besteht, ein hohes Schutzniveau für die Urheber zu erreichen und diesen
damit die Möglichkeit zu geben, u. a. bei einer öffentlichen Wiedergabe für die Nutzung ihrer Werke eine angemessene Vergütung
zu erhalten. Nach der Rechtsprechung des Gerichtshofes bedeutet "öffentlich" im Rahmen dieses Begriffes eine unbestimmte Zahl
möglicher Fernsehzuschauer.
2. Die Verbreitung eines Signals mittels in Hotelzimmern aufgestellter Fernsehapparate, die ein Hotel für seine
Gäste bereithält, stellt eine öffentliche Wiedergabe im Sinne von Artikel 3 Abs. 1 der Richtlinie 2001/29/EG des
Europäischen Parlaments und des Rates vom 22. Mai 2001 zur Harmonisierung bestimmter Aspekte des Urheberrechts und der
verwandten Schutzrechte in der Informationsgesellschaft dar. Dies gilt unabhängig davon, mit welcher Technik das Signal übertragen wird.
Die bloße Bereitstellung von Empfangsgeräten als solche stellt allerdings keine Wiedergabe im Sinne dieser Richtlinie dar.
3. Der Annahme, dass es sich bei der Wiedergabe eines Werkes mittels eines Fernsehapparates in einem Hotelzimmer um eine
öffentliche Wiedergabe im Sinne von Artikel 3 Abs. 1 der Richtlinie 2001/29 handelt, steht der private Charakter von
Hotelzimmern nicht entgegen.
MIR 2006, Dok. 264
Bearbeiter: Rechtsanwalt Thomas Ch. Gramespacher
Online seit: 11.12.2006
Kurz-Link zum Artikel: http://miur.de/482
*Redaktionell. Amtliche Leit- und Orientierungssätze werden in einer "Anm. der Redaktion" benannt.
// Artikel gesammelt "frei Haus"? Hier den MIR-Newsletter abonnieren
EuGH, Urteil vom 05.12.2023 - C-807/21, MIR 2023, Dok. 080
Unberechtigte Schutzrechtsverwarnung III - Eingriff in den eingerichteten und ausgeübten Gewerbebetrieb bei teilweise berechtigter aber zu weit gehender und unberechtigter Schutzrechtsverwarnung nicht zwingend
BGH, Urteil vom 07.07.2020 - X ZR 42/17, MIR 2020, Dok. 069
Kein DSGVO-Schadenersatz wegen Werbebrief für Versicherungsprodukte - Für die Rechtmäßigkeit einer (postalischen) Direktwerbung ist nicht Voraussetzung, dass bereits eine Kundenbeziehung besteht
OLG Stuttgart, Urteil vom 02.02.2024 - 2 U 63/22, MIR 2024, Dok. 083
Matratzen-UVP II - Die Werbung mit einer unverbindlichen Preisempfehlung (UVP) ist irreführend, wenn der Werbetreibende das einzige Unternehmen ist, dass eine Matratze unter einem bestimmten Namen vertreibt
OLG Köln, Urteil vom 23.06.2023 - 6 U 178/22, MIR 2023, Dok. 079
Ausgeflogen - § 14 Abs. 2 Satz 3 Nr. 1 UWG erfasst nicht nur Verstöße gegen internetspezifische Kennzeichnungsvorschriften
OLG Düsseldorf, Beschluss vom 16.02.2021 - I-20 W 11/21, MIR 2021, Dok. 016