Rechtsprechung
OLG Köln, Urteil vom 10.08.2012 - 6 U 27/12
Treuepunkte - Zur Irreführung durch die vorzeitige Beendigung einer Rabattaktion.
UWG §§ 3, 4, Nr. 4, 5 Abs. 1 Satz 1, Satz 2 Nr. 2
Leitsätze:*1. Der Verbraucher ist an befristete Verkaufsaktionen im Einzelhandel gewöhnt und erwartet grundsätzlich, dass der angegebene Aktionszeitraum eingehalten wird. Insbesondere rechnet der Verbraucher regelmäßig nicht damit, dass derartige Rabattaktionen bei großem Erfolg verkürzt werden könnten. Beendet der Unternehmer eine ausgelobte Rabattaktion vorzeitig (hier: Sammeln von "Treuepunkten" zum vergünstigen Erwerb eines Messers), ist die Vorstellung des angesprochenen Verbrauchers, die Aktion werde uneingeschränkt wie vorgesehen durchgeführt unzutreffend und der Irreführungsvorwurf nach §§ 5 Abs. 1 Satz 1, Satz 2 Nr. 2 UWG begründet.
2. Der Streitgegenstand wird durch den Klageantrag, in dem sich die vom Kläger in Anspruch genommene Rechtsfolge konkretisiert, und den Lebenssachverhalt bestimmt, aus dem der Kläger die begehrte Rechtsfolge herleitet (vgl. BGH, Urteil vom 30.06.2011 - I ZR 157/10, MIR 2011, Dok. 099 - Branchenbuch Berg). Das der vom Kläger vorgetragene Lebenssachverhalt die Voraussetzungen einer anderen als der von dem Kläger angeführten Verbotsnorm erfüllt, ist für die Frage, ob nur ein Streitgegenstand vorliegt oder mehrere Streitgegenstände gegeben sind, nicht maßgeblich, weil die rechtliche Würdigung der beanstandeten konkreten Verletzungshandlung Sache des Gerichts ist (BGH, Urteil vom 02.06.2005 - I ZR 252/02 - Aktivierungskosten II; BGH, Urteil vom 30.06.2011 - I ZR 157/10, MIR 2011, Dok. 099 - Branchenbuch Berg).
Zum Themenkomplex vgl. allerdings: BGH, vom 07.07.2011 - I ZR 173/09, MIR 2012, Dok. 001 - 10% Geburtstags-Rabatt und BGH, Urteil vom 07.07.2011 - I ZR 181/10, MIR 2012, Dok. 002 - Frühlings-Special.
Bearbeiter: RA Thomas Gramespacher
Online seit: 10.09.2012
Kurz-Link zum Artikel: http://miur.de/2420
*Redaktionell. Amtliche Leit- und Orientierungssätze werden in einer "Anm. der Redaktion" benannt.
// Artikel gesammelt "frei Haus"? Hier den MIR-Newsletter abonnieren
BGH, Urteil vom 20.02.2025 - I ZR 16/24, MIR 2025, Dok. 018
Bewegungsspielzeug - Zur Prüfung einer unlauteren Nachahmung wegen einer mittelbaren Herkunftstäuschung
BGH, Urteil vom 10.04.2025 - I ZR 80/24, MIR 2025, Dok. 038
Kein Schadenersatz bei markenrechtswidriger Verwendung des ÖKO-TEST Labels - Verzichtet der Inhaber eines Schutzrechts auf dessen monetäre Verwertung, entsteht ihm durch dessen rechtswidrige Nutzung kein Schaden
OLG Düsseldorf, Urteil vom 19.11.2020 - I-20 U 152/16, MIR 2020, Dok. 099
Zur Differenzierung bei der Wertfestsetzung im Ordnungsmittelverfahren
KG Berlin, Beschluss vom 16.05.2024 - 5 W 61/24, MIR 2024, Dok. 053
Offenkundige Tatsache, Internet, rechtliches Gehör - Möchte ein Gericht von ihm dem Internet entnommene Tatsachen als offenkundig seinem Urteil zugrunde legen, muss es den Parteien grundsätzlich die Möglichkeit zur Stellungnahme geben
BGH, Beschluss vom 27.01.2022 - III ZR 195/20, MIR 2022, Dok. 021