Rechtsprechung
BGH , Urteil vom 08.02.2007 - I ZR 71/04
bodo Blue Night - Besteht eine Übung, zur Kennzeichnung einer Ware oder Dienstleistung mehrere Marken zu verwenden, können beide Marken für sich genommen rechtserhaltend benutzt werden.
MarkenG § 26 Abs. 3
Leitsätze:*1. Besteht eine Übung, zur Kennzeichnung einer Ware oder Dienstleistung mehrere
Marken zu verwenden - etwa eine auf das Unternehmen hinweisende Hauptmarke und
eine der Kennzeichnung der einzelnen Artikel dienende Zweitmarke -, können
beide Marken für sich genommen rechtserhaltend benutzt werden.
2. Die rechtserhaltende Benutzung einer Marke i.S. von § 26 Abs. 1 MarkenG erfordert,
dass die Marke in üblicher und sinnvoller Weise für die Ware verwendet wird, für die
sie eingetragen ist (BGH, Urteil vom 13.6.2002 - Az. I ZR 312/99, GRUR 2002, 1072, 1073 =
WRP 2002, 1284 - SYLT-Kuh; BGH, Urteil vom 21.7.2005 - Az. I ZR 293/02, GRUR 2005, 1047, 1049 =
WRP 2005, 1527 - OTTO). Wird die Marke in einer von der Eintragung abweichenden Form
benutzt, liegt eine rechtserhaltende Benutzung nach § 26 Abs. 3 MarkenG nur vor, wenn
die Abweichungen den kennzeichnenden Charakter der Marke nicht verändern. Das ist
dann der Fall, wenn der Verkehr das abweichend benutzte Zeichen gerade bei
Wahrnehmung der Unterschiede dem Gesamteindruck nach noch mit der eingetragenen
Marke gleichsetzt, d.h. in der benutzten Form noch dieselbe Marke sieht
(BGH, Urteil vom 28.8.2003 - Az. I ZR 293/00, GRUR 2003, 1047, 1048 = WRP 2003, 1439 - Kellogg's/Kelly's).
3. Werden zur Kennzeichnung einer Ware zwei Zeichen verwendet, liegt es in der Regel nahe,
dass der Verkehr darin ein aus zwei Teilen bestehendes zusammengesetztes Zeichen erblickt.
Denkbar ist aber auch, dass der Verkehr in der Kennzeichnung keinen einheitlichen Herkunftshinweis,
sondern zwei voneinander zu unterscheidende Zeichen sieht
(vgl. BGH, Urteil vom 5.4.2001 - Az. I ZR 168/98, GRUR 2002, 171, 174 = WRP 2001, 1315 - Marlboro-Dach;
Urteil vom 22.7.2004 - Az. I ZR 204/01, GRUR 2004, 865, 866 = WRP 2004, 1281 - Mustang).
Zur rechtserhaltenden Benutzung einer Marke reicht allerdings auch deren Verwendung als Zweitmarke
aus (vgl. BGH, Urteil vom 1.7.1993 - Az. I ZR 194/91, GRUR 1993, 972, 974 - Sana/Schosana;
Beschluß vom 10.11.1999 - Az. I ZB 53/98, GRUR 2000, 510 = WRP 2000, 541 - Contura).
Bearbeiter: Rechtsanwalt Thomas Ch. Gramespacher
Online seit: 15.06.2007
Kurz-Link zum Artikel: http://miur.de/1255
*Redaktionell. Amtliche Leit- und Orientierungssätze werden in einer "Anm. der Redaktion" benannt.
// Artikel gesammelt "frei Haus"? Hier den MIR-Newsletter abonnieren
Bundesgrichtshof, MIR 2017, Dok. 030
Beste Bildqualität - Die Werbung mit einem sehr guten Teilergebnis bei mangelhaftem Gesamtergebnis eines Warentests ist ausnahmsweise nicht irreführend, wenn die Gesamtnote im Testbericht (wegen Produktverbesserung) ausdrücklich relativiert wird
OLG Köln, Urteil vom 24.06.2022 - 6 U 8/22, MIR 2022, Dok. 047
Nachträgliche Individualisierung des Anspruchs im Mahnverfahren - Die Zustellung des Mahnbescheids im Mahnverfahren hemmt die Verjährung nur, wenn der Schuldner erkennen kann, woraus der Gläubiger seinen Anspruch herleitet
BGH, Urteil vom 14.07.2022 - VII ZR 255/21, MIR 2022, Dok. 059
Drittunterwerfung – Zum Wegfall der Wiederholungsgefahr durch eine Unterlassungsverpflichtungserklärung gegenüber Dritten bei der Verletzung des allgemeinen Persönlichkeitsrechts
BGH, Urteil vom 04.12.2018 - VI ZR 128/18, MIR 2019, Dok. 008
Kulturchampignons II – Keine Irreführung, wenn gesetzlich eine bestimmte Kennzeichnung vorgeschrieben ist und das so gekennzeichnete Produkt den gesetzlichen Kriterien entspricht
BGH, Urteil vom 16.01.2020 - I ZR 74/16, MIR 2020, Dok. 017