Rechtsprechung
BGH, Beschluss vom 10.12.2009 - I ZR 201/07
E-Mail-Werbung gegenüber Gewerbetreibenden - Nach § 7 Abs. 2 Nr. 3 UWG a.F. kann E-Mail-Werbung nur durch ein ausdrückliches oder konkludentes Einverständnis gerechtfertigt sein.
UWG § 7 Abs. 2 Nr. 3 a.F.; ZPO § 91a Abs. 2, 253 Abs. 2 Nr. 2
Leitsätze:*1. Nach § 7 Abs. 2 Nr. 3 UWG a.F. kann E-Mail-Werbung (hier: gegenüber Gewerbetreibenden) nur durch ein ausdrückliches oder konkludentes Einverständnis
gerechtfertigt sein (vgl. BGH, Urteil vom 17.07.2008 - I ZR 197/05, MIR 2008, Dok. 263 - FC Troschenreuth).
Ein nur mutmaßliches Einverständnis genügt nicht.
2. Die Angabe einer E-Mail-Kontaktmöglichkeit (E-Mail-Adresse) auf der Website kann nicht als konkludente Einwilligung in E-Mail-Werbung
gewertet werden. Dies gilt auch bei Homepages von Gewerbetreibenden bzw. Unternehmern.
3. Liegen die Tatbestandsmerkmale des § 7 Abs. 2 Nr. 3 UWG a.F. vor, kann eine unzumutbare Belästigung grundsätzlich nicht (mehr) aufgrund
einer Interessenabwägung verneint werden. Mit Blick auf Art. 13 Abs. 1 der Richtlinie 2002/58/EG über die Verarbeitung personenbezogener Daten
und den Schutz der Privatsphäre in der elektronischen Kommunikation (Datenschutzrichtlinie für elektronische Kommunikation) verbietet sich eine
Interessenabwägung jedenfalls bei Telemarketingmaßnahmen, deren Adressaten natürliche Personen sind. Da der deutsche Gesetzgeber in
§ 7 Abs. 2 Nr. 3 UWG a.F. für den geschäftlichen Bereich kein niedrigeres Schutzniveau vorgesehen hat, scheidet auch hier eine Interessenabwägung aus.
4. Ist eine unzumutbare Belästigung i.S. von § 7 Abs. 2 UWG a.F. anzunehmen, ist die Frage eines Bagatellverstoßes nicht mehr zu prüfen
(vgl. BGH, Urteil vom 16.11.2006 - Az. I ZR 191/03,
MIR 2007, Dok. 207 - Telefonwerbung für Individualverträge;
BGH, Urteil vom 20.09.2007 - Az. I ZR 88/05, MIR 2007, Dok. 430 - Suchmaschineneintrag).
Bearbeiter: RA Thomas Gramespacher
Online seit: 12.01.2010
Kurz-Link zum Artikel: http://miur.de/2105
*Redaktionell. Amtliche Leit- und Orientierungssätze werden in einer "Anm. der Redaktion" benannt.
// Artikel gesammelt "frei Haus"? Hier den MIR-Newsletter abonnieren
Bundesgerichtshof, MIR 2017, Dok. 037
#vrenifrost - Eine generelle Vermutung, dass unternehmerisch tätige Influencer, die Produkte oder Marken in ihren Beiträge präsentieren, kommerzielle - kennzeichnungspflichtige - Kommunikation betreiben, ist nicht gerechtfertigt
KG, Urteil vom 08.01.2019 - 5 U 83/18, MIR 2019, Dok. 003
Influencer-Marketing - Zur Kennzeichnung von Werbung auf #Instagram
KG Berlin, Beschluss vom 11.10.2017 - 5 W 221/17, MIR 2017, Dok. 046
Preisnachlass oder UVP - Zur Irreführung bei einer Werbung mit einer eigenen unverbindlichen Preisempfehlung
OLG Frankfurt a.M., Beschluss vom 28.06.2022 - 6 W 30/22, MIR 2022, Dok. 051
Flaschenpfand - Fragen zur Zulässigkeit der gesonderten Ausweisung des Pfandbetrags bei der Werbung für Waren in Pfandbehältern dem EuGH vorgelegt
Bundesgerichtshof, MIR 2021, Dok. 060