Kurz notiert // Medienrecht
Bundesverwaltungsgericht
Unzureichende Trennung von Werbung und Programm- und Sendungsteilen bei Sat.1
BVerwG, UrÂteil vom 14.10.2015 - 6 C 17.14; Vorinstanzen: VG NeuÂstadt/WeinÂstraÂße, UrÂteil vom 04.06.2013O - 5 K 429/12.NW; OVG KoÂblenz, UrÂteil vom 29.04.2014 - 2 A 10894/13
MIR 2015, Dok. 076, Rz. 1
1
Ein Fernsehsender (hier: Sat.1) verÂstößt gegen das Gebot des RundÂfunkÂstaatsÂverÂtrags, WerÂbung einÂdeuÂtig von anÂdeÂren SenÂdungsÂteiÂlen abÂzuÂsetÂzen (§ 7 Abs. 3 Satz 3 RStV), wenn vor BeÂginn der WerÂbung in einen noch lauÂfenÂden ProÂgrammÂhinÂweis zwar der SchriftÂzug "WerÂbung" einÂgeÂblenÂdet wird, der weiÂter lauÂfenÂde ProÂgrammÂhinÂweis jeÂdoch den BildÂschirm opÂtisch doÂmiÂniert. Dies hat das BunÂdesÂverÂwalÂtungsÂgeÂricht mit Urteil vom 14.10.2105 (6 C 17.14) entschieden.
Zur Sache:
WähÂrend einer UnÂterÂbreÂchung der Serie "Anna und die Liebe" wurde von Sat.1 ein ProÂgrammÂhinÂweis auf die ÃœberÂtraÂgung eines BoxÂkampÂfes ausÂgeÂstrahlt. Zu sehen war zuÂnächst für etwa zwei SeÂkunÂden ein den geÂsamÂten BildÂschirm ausÂfüllender brenÂnenÂder BoxÂring und in der rechÂten BildÂschirmÂhälfÂte der Boxer Felix Sturm. WähÂrend dieÂser sich auf die KaÂmeÂra zuÂbeÂwegÂte, erÂschieÂnen in der Mitte des BilÂdes in einem schwarÂzen Kreis die BuchÂstaÂben "FR" und links daÂneÂben der HinÂweis "HEUTE 22.15 STURM VS. MURÂRAY". Nach dieÂsen zwei SeÂkunÂden verÂwanÂdelÂte sich der schwarÂze Kreis mit den BuchÂstaÂben "FR" zu einem dreÂhenÂden farÂbiÂgen Ball, dem so geÂnannÂten Sat.1-Ball. GleichÂzeiÂtig wurde der SchriftÂzug "WERBUNG“ einÂgeÂblenÂdet. Diese EinÂblenÂdung dauÂerÂte wieÂderÂum ca. zwei SeÂkunÂden. Im AnÂschluss daran beÂgann der erste WerÂbeÂspot. In verÂgleichÂbaÂrer Weise wurde am selÂben Tag wähÂrend der UnÂterÂbreÂchung der Serie "K 11" in eine ProÂgrammanÂkünÂdiÂgung für die Show "The Voice of GerÂmaÂny" vor dem nachÂfolÂgenÂden WerÂbeÂblock der SchriftÂzug "WERÂBUNG"" einÂgeÂblenÂdet. Mit entsprechendem Bescheid beÂanÂstanÂdeÂte die beÂklagÂte LanÂdesÂmeÂdiÂenÂanÂstalt in dieÂsen beiÂden FälÂlen einen VerÂstoß gegen das rundÂfunkÂrechtÂliÂche Gebot einer TrenÂnung von WerÂbung und ProÂgramm. Das VerÂwalÂtungsÂgeÂricht NeuÂstadt an der WeinÂstraÂße hat die hierÂgeÂgen erÂhoÂbeÂne Klage abÂgeÂwieÂsen, das OberÂverÂwalÂtungsÂgeÂricht KoÂblenz hat die BeÂruÂfung der KläÂgeÂrin zuÂrückÂgeÂwieÂsen.
Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts: Werbung muss angemessen und eindeutig abgesetzt sein
Das BunÂdesÂverÂwalÂtungsÂgeÂricht hat nunmehr auch die ReÂviÂsiÂon von Sat.1 zuÂrückÂgeÂwieÂsen: Nach der hier einÂschläÂgiÂgen BeÂstimÂmung des RundÂfunkÂstaatsÂverÂtrags müsse WerÂbung dem MeÂdiÂum anÂgeÂmesÂsen durch opÂtiÂsche oder akusÂtiÂsche MitÂtel oder räumÂlich einÂdeuÂtig von anÂdeÂren SenÂdungsÂteiÂlen abÂgeÂsetzt sein. AnÂdeÂre SenÂdungsÂteiÂle im Sinne dieÂser BeÂstimÂmung seien auch HinÂweiÂse auf eiÂgeÂne späÂteÂre SenÂdunÂgen. Um die hier ausÂgeÂstrahlÂten ProÂgrammÂhinÂweiÂse von der nachÂfolÂgenÂden WerÂbung abÂzuÂsetÂzen, hat die KläÂgeÂrin als opÂtiÂsches MitÂtel die EinÂblenÂdung des SchriftÂzugs "WERÂBUNG" in den ProÂgrammÂhinÂweis verÂwandt.
Auf die Gestaltung kommt es an
Zwar verÂlange der RundÂfunkÂstaatsÂverÂtrag nicht, dass das opÂtiÂsche MitÂtel zur TrenÂnung von ProÂgramm und WerÂbung nach dem letzÂten Bild des ProÂgramms und vor dem ersÂten Bild der WerÂbung einÂgeÂsetzt wird. JeÂdoch sei diese EinÂblenÂdung anÂgeÂsichts der hier von der KläÂgeÂrin geÂwählÂten GeÂstalÂtung nicht geÂeigÂnet gewesen, die nachÂfolÂgenÂde WerÂbung einÂdeuÂtig von dem ProÂgrammÂhinÂweis abÂzuÂsetÂzen. Die sehr kurze EinÂblenÂdung des SchriftÂzugs "WERÂBUNG" reiche wegen der opÂtiÂschen DoÂmiÂnanz des weiÂterÂlauÂfenÂden ProÂgrammÂhinÂweiÂses nicht aus, dem durchÂschnittÂlich aufÂmerkÂsaÂmen ZuÂschauÂer hinÂreiÂchend deutÂlich zu maÂchen, dass unÂmitÂtelÂbar daÂnach die WerÂbung beÂginnt.
(tg) - Quelle: PM Nr. 83/2015 des BVerwG vom 14.10.2015
Zur Sache:
WähÂrend einer UnÂterÂbreÂchung der Serie "Anna und die Liebe" wurde von Sat.1 ein ProÂgrammÂhinÂweis auf die ÃœberÂtraÂgung eines BoxÂkampÂfes ausÂgeÂstrahlt. Zu sehen war zuÂnächst für etwa zwei SeÂkunÂden ein den geÂsamÂten BildÂschirm ausÂfüllender brenÂnenÂder BoxÂring und in der rechÂten BildÂschirmÂhälfÂte der Boxer Felix Sturm. WähÂrend dieÂser sich auf die KaÂmeÂra zuÂbeÂwegÂte, erÂschieÂnen in der Mitte des BilÂdes in einem schwarÂzen Kreis die BuchÂstaÂben "FR" und links daÂneÂben der HinÂweis "HEUTE 22.15 STURM VS. MURÂRAY". Nach dieÂsen zwei SeÂkunÂden verÂwanÂdelÂte sich der schwarÂze Kreis mit den BuchÂstaÂben "FR" zu einem dreÂhenÂden farÂbiÂgen Ball, dem so geÂnannÂten Sat.1-Ball. GleichÂzeiÂtig wurde der SchriftÂzug "WERBUNG“ einÂgeÂblenÂdet. Diese EinÂblenÂdung dauÂerÂte wieÂderÂum ca. zwei SeÂkunÂden. Im AnÂschluss daran beÂgann der erste WerÂbeÂspot. In verÂgleichÂbaÂrer Weise wurde am selÂben Tag wähÂrend der UnÂterÂbreÂchung der Serie "K 11" in eine ProÂgrammanÂkünÂdiÂgung für die Show "The Voice of GerÂmaÂny" vor dem nachÂfolÂgenÂden WerÂbeÂblock der SchriftÂzug "WERÂBUNG"" einÂgeÂblenÂdet. Mit entsprechendem Bescheid beÂanÂstanÂdeÂte die beÂklagÂte LanÂdesÂmeÂdiÂenÂanÂstalt in dieÂsen beiÂden FälÂlen einen VerÂstoß gegen das rundÂfunkÂrechtÂliÂche Gebot einer TrenÂnung von WerÂbung und ProÂgramm. Das VerÂwalÂtungsÂgeÂricht NeuÂstadt an der WeinÂstraÂße hat die hierÂgeÂgen erÂhoÂbeÂne Klage abÂgeÂwieÂsen, das OberÂverÂwalÂtungsÂgeÂricht KoÂblenz hat die BeÂruÂfung der KläÂgeÂrin zuÂrückÂgeÂwieÂsen.
Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts: Werbung muss angemessen und eindeutig abgesetzt sein
Das BunÂdesÂverÂwalÂtungsÂgeÂricht hat nunmehr auch die ReÂviÂsiÂon von Sat.1 zuÂrückÂgeÂwieÂsen: Nach der hier einÂschläÂgiÂgen BeÂstimÂmung des RundÂfunkÂstaatsÂverÂtrags müsse WerÂbung dem MeÂdiÂum anÂgeÂmesÂsen durch opÂtiÂsche oder akusÂtiÂsche MitÂtel oder räumÂlich einÂdeuÂtig von anÂdeÂren SenÂdungsÂteiÂlen abÂgeÂsetzt sein. AnÂdeÂre SenÂdungsÂteiÂle im Sinne dieÂser BeÂstimÂmung seien auch HinÂweiÂse auf eiÂgeÂne späÂteÂre SenÂdunÂgen. Um die hier ausÂgeÂstrahlÂten ProÂgrammÂhinÂweiÂse von der nachÂfolÂgenÂden WerÂbung abÂzuÂsetÂzen, hat die KläÂgeÂrin als opÂtiÂsches MitÂtel die EinÂblenÂdung des SchriftÂzugs "WERÂBUNG" in den ProÂgrammÂhinÂweis verÂwandt.
Auf die Gestaltung kommt es an
Zwar verÂlange der RundÂfunkÂstaatsÂverÂtrag nicht, dass das opÂtiÂsche MitÂtel zur TrenÂnung von ProÂgramm und WerÂbung nach dem letzÂten Bild des ProÂgramms und vor dem ersÂten Bild der WerÂbung einÂgeÂsetzt wird. JeÂdoch sei diese EinÂblenÂdung anÂgeÂsichts der hier von der KläÂgeÂrin geÂwählÂten GeÂstalÂtung nicht geÂeigÂnet gewesen, die nachÂfolÂgenÂde WerÂbung einÂdeuÂtig von dem ProÂgrammÂhinÂweis abÂzuÂsetÂzen. Die sehr kurze EinÂblenÂdung des SchriftÂzugs "WERÂBUNG" reiche wegen der opÂtiÂschen DoÂmiÂnanz des weiÂterÂlauÂfenÂden ProÂgrammÂhinÂweiÂses nicht aus, dem durchÂschnittÂlich aufÂmerkÂsaÂmen ZuÂschauÂer hinÂreiÂchend deutÂlich zu maÂchen, dass unÂmitÂtelÂbar daÂnach die WerÂbung beÂginnt.
(tg) - Quelle: PM Nr. 83/2015 des BVerwG vom 14.10.2015
Bearbeiter: Rechtsanwalt Thomas Ch. Gramespacher
Online seit: 15.10.2015
Kurz-Link zum Artikel: http://miur.de/2743
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